Wie Dankbarkeit wachsen kann, von Pankaja Kaftan aus Zürich

Wie kommt jemand zu einem Meister der Meditation? Dies ist eine berechtigte Frage, denn nicht einmal einer unter Tausenden von Menschen hat einen spirituellen Meister als Inspiration und Unterstützer für sein inneres und äusseres Leben. Zuerst muss der innere Hunger da sein, dann beginnt man zu laufen. Und unterwegs findet man seinen Meister. Aber das WIE ist ein Mysterium, das so vielfältig und individuell ist wie die Kinder dieser Erde. In meinem Leben gab es unter anderem folgende Stationen.

Pankaja

Als ich etwa 9 Jahre alt war, lag ich einmal im Schwimmbad im Gras und schaute einen Grashalm an. Ich fragte mich, ob das, was ich sehe, wirklich alles ist. Ich hatte das starke Gefühl, dass da mehr ist, als ich zu sehen vermag. Als ich etwa 13 Jahre alt war, fuhr ich mit dem Fahrrad einen längeren Hügel hinauf und machte mir Gedanken über Gott. Für mich war irgendwie schon immer klar, dass Gott frei von Institutionen war, aber ich fragte mich, in welcher Form ich an Gott glauben konnte und da kam ich zu dem Schluss, dass Gott für mich als Glück und Glücklichsein am ehesten fassbar war.
Mit 15 (bis 40) wurde mein Leben “fernsehfrei“, ich hatte also viel Zeit zum Lesen. Es folgten etliche Jahre der bewussten Suche nach dem Sinn des Lebens. Es war wie ein Puzzle, welches sich immer mehr zu einem Bild zusammenfügte. Gebiete wie Philosophie, Psychologie, Parapsychologie, Grenzwissenschaften, Esoterik und Mystik waren unterwegs meine Lehrer. Vor allem alles Übersinnliche zog mich magisch an. Am längsten verweilte ich bei der Theosophie, die sich auch mit okkultem Wissen befasst. Theosophische Bücher berichten, dass die Menschheit von Meistern geführt wird. Gewisse Meister haben Teile dieser Bücher telepatisch diktiert.
Mit 16 begann ich zu meditieren, zuerst unregelmässig, dann immer öfter, aber erst ab 22 wirklich ernsthaft. Im März 1978 eröffnete 500 m von meinem Wohnort entfernt ein neues Reformhaus mit dem Namen “Madal Bal“. Ich ging dort öfters einkaufen. In dem Reformhaus hingen auch Bilder von Sri Chinmoy; ich kaufte hier auch mein erstes Buch von Sri Chinmoy, "Samadhi und Siddhi", das mich sehr ansprach. Ich wusste, dass Sri Chinmoy ein spiritueller Meister war, doch ich dachte mir, dass ich alleine meditieren und Fortschritt machen kann. Es vergingen ganze sieben Jahre, bis ich die Erfahrungen gemacht hatte, die mich zu der Einsicht führten, dass ich die Dienste eines echten spirituellen Meisters definitiv in Anspruch nehmen sollte. Sri Chinmoy hat mich dann als seinen Schüler angenommen und ich habe Sri Chinmoy als meinen Meister angenommen. Dies ist nun viele, viele Jahre her.

Ich habe Sri Chinmoy immer nur auf positive Art erlebt. Er hat seinen Schülern und allen Menschen, die mit ihm in Kontakt gekommen sind, unermüdlich Inspiration geschenkt. Er hat versucht, immer das Beste in jedem Menschen zum Vorschein zu bringen und uns gelehrt, die Schwächen in uns und um uns zunächst zu tolerieren, um dann schliesslich doch an ihrem Abbau zu Arbeiten.
Ich habe Sri Chinmoy als einen aktiven und weisen Menschen kennengelernt, der sich selbstlos auf allen Ebenen und weltweit für harmonisches Zusammenleben und Einssein eingesetzt hat. Er hat sich um uns, seine Schüler, wie ein liebevoller Vater gekümmert. Er hat mir im richtigen Moment das Richtige gegeben, sei es Stille oder Worte, Konzerte oder Lieder, Bilder oder eigene Kreativität, sportliche oder alltägliche Herausforderungen und vieles andere mehr.
Ich habe ihn in jeder Hinsicht als einen absolut seriösen Menschen erlebt und er hatte gleichzeitig eine kindliche Reinheit und Fröhlichkeit, die mich oft richtig überraschen konnte. Er hat uns vorgelebt, wie ein göttliches Leben hier auf unserem Planeten gelebt werden kann. Er hat auch nie aufgegeben, wenn etwas nicht auf Anhieb gelingen wollte, und er lebte und praktizierte seine Philosophie der Selbst-Transzendenz auf eindrückliche Weise. Er war mir in jeder Hinsicht ein Vorbild. Er ermunterte jeden, die eigenen Begrenzungen zu überwinden und mit göttlicher Liebe, Ergebenheit und Selbsthingabe über sich selbst hinauszuwachsen.

Einen spirituellen Meister äusserlich zu beschreiben, ist nur ein schwacher Abglanz seines inneren Wesens. Fast alles spielt sich auf den inneren Ebenen ab, hier ist die Verbindung zwischen dem Schüler und dem Meister, hier ist die Verbindung zwischen Gott und dem Meister. Hier ist der wahre Reichtum des Herzens und der Seele. Hier ist das unergründlich Gütige und Liebende, das ich und viele andere wahrgenommen haben.

Im Verlauf meines Lebens und als Schüler von Sri Chinmoy habe ich erfahren, dass Dankbarkeit wachsen kann. Ich bin für sehr vieles dankbar, insbesondere wenn ich Dankbarkeit in mir oder um mich herum wachsen sehe. Wir können für unendlich vieles dankbar sein, doch tun wir es auch? Meine persönliche Erfahrung ist: Wenn es uns gelingt, dann dienen wir uns selbst und allen um uns herum. Wir haben immer die Möglichkeit dankbar zu sein und damit unser Bewusstsein zu heben.
Ich bin dankbar, dass ich begann an Gott zu glauben und Gott zu suchen. Ich bin dankbar, für die Gewissheit, dass Gottverwirklichung möglich ist. Ich bin dankbar, für das Licht, dass es Menschen unter uns gibt, die dieses Ziel erreicht haben.
Am meisten bin ich aber dafür dankbar, dass mich mein Meister Sri Chinmoy zu sich geführt hat und mich ihn annehmen liess, mich seinem Weg folgen lässt und mich zu immer grösserer Dankbarkeit führt.

Pankaja Kaftan, Zürich