Ich fühlte Frieden, von Tyagavan Feinig aus Feistritz

Nachdem ich 1986 die Schule beendet hatte, begann ich Orgel und Dirigent in Salzburg zu studieren, was ich mir lange gewünscht hatte. Jedoch fühlte ich mich trotz meines in Erfüllung gegangenen Wunsches noch immer nicht zufrieden. Ich begann mich eingehender mit der jüdischen Kabbala zu beschäftigen, die mich fesselte, doch dann starb 1989 mein Kabbala-Lehrer.

Meine Studienkollegen, die auch das Dirigieren erlernten, waren recht freundlich, besonders einer mit Namen Julius. Ich wusste nicht, dass er bereits Schüler des spirituellen Meisters Sri Chinmoy war, aber er wusste irgendwie, dass ich nach einem tieferen Sinn im Leben suchte. Julius erklärte mir, dass spirituelle Meister eine große Unterstützung darstellen und lud mich zu einem Meditationsvortrag ein, den er selbst gab. Ich lehnte ab, weil meine Familie streng katholisch war. Mein Vater war sogar Kirchenorganist und so quasi stellvertretender Priester. Ich entschloss mich, mit meinem spirituellen Suchen fortzufahren, wollte jedoch nicht mit einem spirituellen Meister in Berührung kommen, da ich der Auffassung war, dass ein Meister im Widerspruch zum Katholizismus stehen würde.

Deshalb entschied ich mich, einen Meditationsvortrag von jemand anderem zu besuchen, dessen Plakat ich interessant gefunden hatte. Später brachte ich in Erfahrung, dass das Plakat, welches mich so ansprach, ein Kunstwerk Sri Chinmoys zeigte, der seine Malerei auch Jharna-Kala, Quellen-Kunst in Bengali, nennt. Das Plakat war zauberhaft. Ich nahm an, dass dieser Vortrag neutral sein würde – ohne Anbindung an einen spirituellen Meister.
Auf dem Vortrag fühlte ich Frieden und sah inneres Licht. Ich trug mich für den Folgekurs ein. Als Julius mich fragte, was ich die letzten Tage getan hätte, erzählte ich ihm über den von mir besuchten Meditationsvortrag. Er lächelte mich an, genau wissend, dass der Vortragende ein Freund von ihm und gleichzeitig auch Schüler Sri Chinmoys war.
Im Rückblick finde ich es erstaunlich, auf welche Weise ich Schüler Sri Chinmoys geworden bin, da ich eigentlich keinen spirituellen Meister annehmen wollte. Aber irgendwie war Sri Chinmoys Mitgefühl stärker als mein Verstand.

Tyagavan Feinig, Feistritz