Wenn du mich verwirklichst, wirst du das absolut Höchste verwirklichen, von Vajra, New York, USA

Ich kann mich noch an ein Ereignis aus meiner frühen Kindheit erinnern, wo ich jemanden etwas sehr Beleidigendes gesagt habe. Und dieser Jemand ist heute meinem Herzen am nächsten ,"Mein Lord Supreme’" (Mein Höchster Herr). Zu dieser Zeit kannte ich Ihn nur unter dem Namen Gott.

Ich stand im Gitterbett mit Zorn erfüllt und erhobener Stimme: "Gott ich kann dich immer schlagen wie es mir beliebt, zu jeder Zeit. Im nächsten Moment lag ich auf dem Rücken und weinte fürchterlich, meine Mutter saß am Stuhl vor mir und hatte Tränen in den Augen. Sie sprach: "Gott vergib ihm, denn er weiß nicht was er tut."

Das war soweit ich mich erinnere meine erste spirituelle Erfahrung. Jetzt bin ich Ende sechzig und stelle fest, dass mich diese Worte bis heute tief in meinem Inneren erschüttern.

Glücklicherweise, als ich älter wurde wandelte sich meine sogenannte Respektlosigkeit in wahre Liebe zu Gott. Im Alter von 8 oder 9 war einer der Gedanken, den ich pflegte: "Gott sollte ich jemals meinen Verstand verlieren oder verrückt werden, bitte erlaube mir Dich niemals zu vergessen." Ich kann mich auch an eine Szene erinnern, wo ich Gott vor meinen Schulkameraden lobpreiste. Sogar unser Gemeindepfarrer musste verzweifelt zugeben, dass er auf meine vielen Fragen über Leben und Tod keine Antworten hatte.

Mit achtzehn Jahren passierte etwas in mir, mein innerer Schrei verstummte und ich lebte ein gewöhnliches Leben wie die Meisten. Wenn es um das Thema Spiritualität ging herrschte bei mir ausgetrocknete Wüste, nichts. So verging die Zeit ungefähr bis achtundzwanzig.

Eines schönen Tages, als ich nach hause kam, schaltete ich den Fernseher ein, eher zufällig. Da sah ich einen Film, über einen Bauern der während der Regensaison eine sehr gute Ernte einfahren konnte. Doch im nächsten Jahr, auf Grund des spärlichen Niederschlags, war seine Ernte gering und so ging es Jahr um Jahr schlechter, bis zum Schluss kein Regen mehr fiel. Plötzlich sank der Mann auf seinen Knien zu Boden die Hände gegen Himmel gerichtet und sprach: "Herr war ich in meinen Jahren des Wohlstands so arrogant das ich dich vergessen habe? Jetzt wo die Zeiten so schlecht sind kannst Du mir und meiner Familie nicht für unsere fehlende Demut vergeben und dass wir vergessen haben Dankbarkeit in unseren Herzen zu tragen!!!?"

Wie vom Blitz getroffen wurde ich zu diesem Mann. Das innere Verlangen zu wissen wer Gott und wo Gott ist kam augenblicklich in mein Herz zurück. Von diesem Moment an war mein inneres Verlangen nach Gott unersättlich. Ich verschlang alles bei dem ich dachte es könnte mich Gott näher bringen. Erstaunlicherweise umso stärker mein Suchen war umso mehr Umstände und Situationen traten ein um meinen Durst nach Gott zu stillen. Eines Tages verließ mein Vater das Haus um sechs Uhr morgens, als ich regungslos in einem Stuhl saß. Als er um sechs Uhr abends wieder zurückkehrte, stellte er mit Erstaunen fest, dass ich mich immer noch am gleichen Platz befand. Ich praktizierte ein neu gefundenes Wort MEDITATION. Das hatte ich in einem Zen-Buch gelesen. Er dachte sicher ich sei verrückt geworden und vielleicht hatte er auch recht. Ein paar Tage später kam ein Freund ohne ersichtlichen Grund auf mich zu und sagte, das könnte dich interessieren! Es war eine Kopie von der Autobiographie eines Yogis von Paramahansa Yoganada. Als ich dieses Buch gelesen hatte verdoppelte sich mein Verlangen nur noch mehr. Anschließend gab er mir noch ein Buch, die Bhagavad Gita, dieses Buch lässt mich heute noch in Ekstase schweben.

Zu dieser Zeit kämpfte ich auch mit meinem Bachelor Studium an der New York Unversität. Und hier sah ich auch das erste Poster von Sri Chinmoy mit einem Vortag über die Bhagavad Gita. Natürlich musste ich dort hin, und da sah ich das erste Mal meinen Guru (Lehrer). Ende 1970 sah Guru sehr schlank und sportlich aus, seine Stimme war hell und er hatte einen ziemlich starken indischen Akzent. Am Ende des Vortrags war ich absolut überhaupt nicht beeindruckt. Wen mir jemand gesagt hätte, das sei dein Guru, dann wäre meine Antwort, NIEMALS, NIEMALS auf keinen Fall, gewesen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich Guru in sieben Monaten erneut sehen würde.

Inzwischen wurde ich ein Anhänger von Paramahansa Yoganada. Ich bestellte die Bilder der sechs Gurus aus dieser Meister Linie und schrieb mich in einen dazu gehörigen Kurs ein. Ich studierte alles mit religiöser Hingabe, wurde Vegetarier und irgendetwas veranlasste mich, mir die Haare zu scheren.

Obwohl ich alle Lektionen mit Sorgfalt ausführte, machte sich dennoch eine wachsende Ungeduld bzw. Unzufriedenheit in mir breit: Über meinen langsamen inneren Fortschritt. Und über die Darstellung der Welt. Eines Tages kam ich völlig angewidert, unzufrieden und deprimiert nach Hause. Meine Gedanken kreisten ständig um den Traum von letzter Nacht.

In diesem Traum stand ich an der Spitze eines aktiven Vulkans bereit zu springen. Unten konnte man die flüssig rote Lava sehen. Ich sprang und kurz bevor ich eintauchte wurde mein Fallen plötzlich gestoppt und ich begann in einer Lotus-Position (gekreuzte Beine) und gefalteten Hände nach oben zu steigen. Kurz vor dem Erwachen sah ich noch jemanden am Eingang einer Höhle stehen, dessen ganze Konzentration auf mich gerichtet war.

Im Lotussitz, mit Tränen in den Augen saß ich in meinem Bett und war fest entschlossen, mit allen sechs Gurus eine Diskussion über diese Gedanken bzw. diesen Traum zu führen. Ich sprach jeden Guru mit dem eisernen Willen an: sollte ich keine zufrieden stellende ANWORT bekommen auf meiner suche nach Gott, werde ich diesen Körper verlassen. Ich war nie jemand der sein Leben leichtfertig aufgibt, auch nicht bei größeren Herausforderungen. Ich bin einer der sich Problemen stellt, bis sie sich einigermaßen zufriedenstellend lösen. Aber in diesem Fall war mein WILLE eisern, außer Gott würde in mein Leben treten. So wandte ich mich an alle Gurus und schüttete ihnen mein Herz aus. Als ich beim Letzten war und gerade dabei war alles zu beenden, bekam ich einen KRÄFTIGEN Schlag im Zentrum meiner Brust. Eine Welle des Friedens durchflutete mich von Kopf bis Fuß und eine Stimme im Inneren sagte "In ein paar Tagen wird dir etwas sehr Wundervolles passieren". Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und dachte nicht weiter darüber nach. Zwei Tage später in der Universitätsbibliothek sah ich ein Poster: Sri Chinmoy – Vortrag über Meditation an der Columbia Universität.

Ich sagte zu mir: von allen Büchern die ich gelesen hatte bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass alle Menschen Brüder sind und dass, sollte ich jemals einen Meister akzeptieren, er genau diese Worte sagen müsse. ALLE MENSCHEN SIND BRÜDER.

Ich betrat den Raum wo die Meditation stattfinden sollte. Ich nahm in der letzten Reihe ganz außen Platz. Mein Bewusstsein war wie nicht von dieser Welt. Den ganzen Vortrag lang konnte ich kein einziges Wort von dem verstehen was Guru sagte. Meine Augen waren geschlossen und ich genoss in vollen Zügen diese unbeschreibliche Glückseligkeit. Als ich plötzlich eine Stimme vernahm, die mir sagte: öffne deine Augen. Einen kleinen Moment lang kam mein Bewusstsein auf Normalniveau nur um die letzten Worte von Guru zu hören. ALLE MENSCHEN SIND BRÜDER. Ich war in einem so berauschenden Bewusstsein, wie ich es noch nie in meinem Leben gefühlt, geschweige denn erlebt, hatte. Es hielt mich sogar davon ab auf die Worte zu reagieren auf die ich seit Ewigkeiten gewartet habe. Und wieder bin ich in Trance, wieder vernehme ich eine Stimme die sagt: "Öffne deine Augen, falte deine Hände und verbeuge dich." Ich öffne meine Augen und ich sehe Guru nur zwei Schritte von mir entfernt. Ich geh wieder in Trance über. Guru geht hinter meinem Sitz, er nimmt seine rechte Hand und legt sie mir auf die rechte Schulter und seine linke Hand auf die linke Schulter. Später schickte Guru noch einen seiner Schüler um mit mir zu sprechen. Ich wurde zu einer Meditation in Gurus Haus eingeladen, die in zwei Wochen stattfinden sollte, an einem Donnerstagabend.

Als ich an Gurus Haus ankam fand ich es voll gepackt mit seinen Schülern vor. Es war viel zu voll um in das Wohnzimmer zu gelangen also blieb ich auf der Veranda mit Sanatan und Chitananda, die ich hier zum ersten Mal traf.

Guru beendete die Meditation und schaute mir direkt über einen Spiegel in die Augen. Ich konnte sehen wie er sich nach vorne beugte um zu sehen wer noch da war. Er stieg von seinem Thron und ging direkt auf mich zu. Er begann auf mich zu meditieren. Dann sprach er, dass ich mit Ihm kommen könne wo immer er auch hinginge. Ein halbes Jahr später im Norwalk Connecticut Center sagte Guru, dass er mit zwei seiner Schüler einigermaßen zufrieden sei. Er rief mich und Rupantar auf, um gemeinsam unsere spirituellen Namen zu empfangen.

Eine Woche später nahm Sanatan einen Stift auf dem zweimal Vajra geschrieben stand und klebte das Transzendentale Bild unseres Meisters darauf. Später rief mich Guru, um mich damit zu segnen. Er sprach: "Du bist ein wahrer Schüler und hätte ich 13 mehr von deiner Sorte dann wäre meine Mission erfüllt." Als ich an diesem Abend das Center verließ hatte ich ein kleines Erwachen.

Der Gott den ich als Kind wage kannte, der Gott in den ich als Schüler so schnell hineinwachse und der Gott denn ich irgendwann in ferner Zukunft als fortgeschrittener Sucher
verwirklichen werde ist niemand anderes als der Ewige Guru. Guru bestätigte dies bei verschiedenen Gelegenheiten.

Zuerst sagte er: "Vajra, für dich bin ich dein Supreme (Höchster)."
Das zweite Mal sagte er: "Vajra, wenn du mich verwirklichst, wirst du das absolut Höchste verwirklichen."

Vajra Henderson, New York