Bereit für den Meister, von Devavira, Toronto, Kanada

Man sagt oft, dass wenn der Sucher bereit ist, der Meister kommen wird. In den Sechzigern war ich, wie viele andere auch, verstrickt in den Umwälzungen von den starren, sozialen Strukturen hin zu einer neuen Freiheit des Ausdrucks. Die dogmatischen Fesseln der Kirche und meine strenge italienische Erziehung ablehnend, habe ich meine katholische Schuluniform abgelegt und mich dem Haufen junger Leute angeschlossen, die nach Sinngehalt durch unsere sogenannte Befreiung suchte.

Schon früher hat mich mein Interesse an Verhalten und Psychologie zu Freunden geführt, die sich in Bewusstseinsveränderung und östliche Spiritualität versuchten. Ich las zuerst die Autobiographie eines Yogi von Swami Yogananda im Jahre 1966 und wurde hineingezogen in die Welt spiritueller Möglichkeiten. Ich erinnerte mich daran, dass als ich 15 Jahre alt war, ich ein Buch von der Bibliothek nach Hause brachte, welches mich wegen der Bilder von Yogis in ungewöhnlichen Körperhaltungen und der Möglichkeiten der Kontrolle von Geist und Körper faszinierte.

So wurde mein Heim langsam zu einem Treffpunkt einer kleinen Gruppe von Freunden, die auch die Straße der Suchenden bereisten. Einige von uns besuchten ein Tibetisches-Budhistisches-Zentrum und so habe ich auch an einer „Einweihungszeromonie“ teilgenommen. Diese fand über eine Periode von sechs oder sieben Wochen statt und beinhaltete den Erhalt eines Mantras und die Annahme der budhistischen Gelübde. Die Zeremonie endete an einem astrologisch ausgewählten Datum an dem dich der „Bikkhu“ mit dem Singen von Mantren segnete und sie wurde damit abgeschlossen, dass er eine Kerze an deinem dritten Auge ausblies. Ich war glücklich darüber, zu versuchen den Regeln des richtigen Lebens zu folgen, aber da war nicht wirklich zu viel Veränderung in unseren täglichen Gepflogenheiten.

Wir haben von den vielen Lehrern profitiert, die zu dieser Zeit Toronto besuchten. Swami Vishnudevanda, den ich durch einen Freund seiner Leiter des Toronto-Centers kennenlernte, hat mich von der Sinnhaftigkeit des vegetarischen Lebensstils überzeugt.

Im Jahr 1971 habe ich das erste Mal Die drei Säulen des Zen gelesen und war begeistert, dass Roshi Kapleau eine Ganztagesmeditation halten würde. Die Idee den Verstand zur Ruhe zu bringen um zur Wahrheit zu gelangen war sehr reizvoll für mich und ich fand eine tiefe Stille und Charme in den Zen-Gedichten und Geschichten. Nach unserer Ein-Tages-Sitzung praktizierte ich Zen gewissenhaft jeden Morgen nach meinem Hatha Yoga. Aber irgendwie verspürte ich noch immer die Sehnsucht nach einer tieferen Verbindung.

Monate später hörte ich von einem meiner Freunde, die mich zu Roshi Kapleaus Treffen begleitet hatten. Er begann im Toronto-Zen-Center zu leben und wir hatten über eine geraume Zeit den Kontakt verloren. Er schrieb mir, dass er nach Ottawa gezogen und dem Sri-Chinmoy-Center beigetreten sei. Er wollte, dass ich eine sehr spezielle Frau, eine Schülerin von Sri Chinmoy, treffe, die auch die Frau von Roshi Kapleau war. Sie würde für ein oder zwei Tage das Zen-Center in Toronto besuchen und würde mir mehr über Sri Chinmoy erzählen. Er hatte ein kleines Buch beigelegt: Meine Rosenblüten, welches ein Bild von Sri Chinmoy am Umschlag hatte. Ich erinnere mich, eine großartige Schönheit und Reinheit gefühlt zu haben, welche von dem Bild ausstrahlte und fühlte mich irgendwie innerlich aufgewühlt.

Die Nacht bevor wir uns trafen, hatte ich einen Traum. Ich war dabei einen Kapitän eines Bootes zu treffen, der mich über einen Fluss bringen sollte. Ich wanderte durch einen Wald, um ihn zu treffen, aber war zögerlich, weil ich auf einen Freund wartete. Ich wurde unruhig, dass ich den Kapitän versäumen würde, also entschied ich mich meinen Freund zurückzulassen. Ich ging alleine weiter, um einen sehr alten bärtigen Mann zu treffen, und konnte einen flüchtigen Blick auf den Fluss in der Entfernung werfen. Am nächsten Morgen habe ich meinen Traum meinem Freund weitererzählt als wir auf dem Weg zum Zen-Center waren. Er war sehr begeistert wegen der Symbolik, aber zu dieser Zeit verstand ich es nicht wirklich.

Im Zen-Center war ich in einen Raum eingeladen und es geschah dort, dass ich das erste Mal Maitreyi sah. Ich erinnere mich, dass ich sehr beeindruckt war von Ihrer Einzigartigkeit und spiritueller Kultur und Empfinden:„Wauh, wenn das eine Schülerin von Sri Chinmoy ist, dann muss er wirklich ein großartiger Lehrer sein.“

Sie ermutigte mich das kleine Buch:„Meine Yogi-Freunde, Meine Avatar-Freunde" zu lesen und sagte mir, ich solle mich auf das Bild konzentrieren, welches sie das „Transzendental“ nannte.

Auf meinem Nachhauseweg war ich berührt von diesem Treffen und fühlte eine tiefe Aufrichtigkeit und Reinheit, die Sri Chinmoy umgab. Aber ich entschied mich dafür, dass ich dem Center nicht beitreten könne solange ich nicht meine hartnäckigen, schlechten Gewohnheiten aufgegeben hätte, was mein starkes Zigarettenrauchen einschloss.

An diesem Nachmittag als ich ein Buch lesend auf meinem Bett saß und auf das Bild sah, muss ich in den Schlaf gefallen sein, aufrecht sitzend, gegen die Wand gelehnt. Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich die Zigaretten neben mir und sagte:„Ich werde nie wieder rauchen.“ Ich habe nie wieder geraucht.

Heute weiß ich, dass es alles Gurus Segen war. Für einige Monate begannen wir einige Freunde zur Meditation in unser Haus zu laden. Zu dieser Zeit lebte ich mit meinem Bruder. Wir waren das erste nicht offizielle Sri-Chinmoy-Center in Toronto.

Es dauerte nicht lange bis wir hörten, dass Guru nach Ottawa kommen würde zur Einweihung des Ananda Niketan Restaurants und wir wurden zu den Zeremonien eingeladen.

Während der Morgenzeremonie forderte Guru jene Leute von Toronto, welche seinen Weg folgen wollten, dazu auf, nach vorne zu kommen. Drei meiner Freunde gingen vor zu Guru aber ich zögerte, noch immer unsicher, ob ich die hohen Standards halten könne. Ich fühlte so eine Stärke, Friede und Reinheit von Guru und ich wollte sicher sein, dass ich ins Center kommen könne mit voller Aufrichtigkeit und in jedem Hinblick treu meinem Meister.

Es war in Ottawa, wo ich Shivaram zuerst traf. Er sagte uns, dass Guru im Oktober 1970 nach Toronto kam und ihn bat, dort mit Suchern zu meditieren. Guru bat Shivaram mit uns zu meditieren.

Später hörten wir, dass es auch einen jungen Schüler aus London, England, gab, der in Toronto lebte. Also begannen wir in seinem Haus zu meditieren - mit Shivaram, der die Meditationen führte. Als Mitreyi zu Besuch kam, war sie schockiert von der lockeren Einstellung und der unpassenden Umgebung. Wir saßen alle auf dem Bett des Jungen mit dem transzendentalen Bild am Kopfbrett gestützt.

Zu Weihnachten 1972 entschied ich mich, eine letzte Party für meine Freunde zu geben bevor ich nach New York ging, um Guru zu fragen, seine Schülerin zu werden. Dies war ein formelles Auf-Wiedersehen für meine Vergangenheit. Ich war nun bereit mich treu Guru hinzugeben.

Einige Tage später fuhren Shivaram, Devakripa und ich nach New York und betraten eine neue Welt. Guru hat uns– Pasqua (Devavira) und Pamela (Devakripa) – am Neujahrsabend um ein Uhr morgens in seinem Haus in Queens als seine Jüngerinnen gütig angenommen.

Am späteren Abend war die innere Atmosphäre mit einer neuen Energie gefüllt; es gab keinen Grund zu schlafen. Am nächsten Tag bat Guru Shivaram für ungefähr 50 Schüler indisches Essen zu kochen, zu Ehren jemandessen Geburtstags, und Devakripa und ich assistierten ihm. Das war meine erste Erfahrung indisches Essen zu kochen. Ungefähr 40 Jahre sind vergangen und wir erfüllen noch immer Gurus ersten Wunsch: indisches Essen zu kochen.

Devavira, Toronto