Die schelmische Ausstrahlung, von Dipl.-Ing. Werner Schiel

Im Jahr 1991 fiel mein Blick in der Alserstraße auf ein Plakat, worauf zu Meditationskursen eingeladen wurde. Auffallend war ein ausgelassener, sitzender Mensch, dessen legere, ja schelmische Ausstrahlung so gar nicht zum Klischee eines spirituellen Meisters passte. Man denkt hier eher an asketische, unnahbare Repräsentanten, wenn es um Entrückung, Transzendenz geht. Diesem lachenden, jungenhaften Menschen auf dem Plakat fehlte es in sympathischer Weise an jener Strenge und Respekteinflößung, die man für gewöhnlich einem Guru zuordnet. Wie er dort saß am Plakat und lauthals lachte, suggerierte er förmlich: "He, Alter, wenn Du bei mir meditierst geht's lustig zu, locker und sportlich. Du wirst Spaß haben mit mir. Nach diesem Gedankengang begriff ich damals bereits ein Suchender war. Unmerklich war eine Sehnsucht herangewachsen, Gott anders, direkter, persönlicher zu erfahren, als im katholischen Gottesdienst. Zwar gehöre ich dieser Konfession noch an, aber ohne innerem Feuer, ohne echte Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Gläubigen.

Nach ein paar Wochen also besuchte ich einen Informationsabend im Sri Chinmoy Centre und fing sofort Feuer. Mein Foto wurde akzeptiert und nach einer Zeit von fünf Monaten stellten sich beim Meditieren auf das Transzendentale Bild Wahrnehmungen von weißem Licht ein, bei geöffneten Augen, ebenso markante Kundalini-Effekte. Die Kommunikation mit den anderen Disciples verlief ausgesprochen harmonisch. wir verreisten mit dem Centre nach Rom, Augsburg und Bratislava. Trotz des Alters meiner Frau, (sie kam ein halbes Jahr nach mir dazu).....(wir waren beide hoch in den Fünfzigern) trainierten wir für Marathonläufe.

Gerade unser Alter war es letztlich, warum wir nach 7 Jahren unser Disciple-Leben beendeten. Die Differenz zum Durchschnittsalter der Wiener Gruppe war allzu klaffend. Wir haben uns ganz und gar versöhnlich verabschiedet. Sri Chinmoy bleibt unsere spirituelle Anlaufstelle und Quelle. Ich meditiere nach wie vor täglich auf ihn.

Dipl.-Ing. Werner Schiel
Pensionist, Senatsrat in Ruhe, Dienst im Magistrat der Stadt Wien, Universitätslektor