Durch Sri Chinmoys Zuneigung und Mitgefühl, von Devabala Malits, Zürich

Manche Menschen sind bereits Heilige oder Engel, bevor sie auf unseren spirituellen Pfad kommen, und akzeptieren Sri Chinmoys Anforderungen sehr leicht und schnell; sie sind vollkommen bereit für das spirituelle Leben. Andere sind es nicht. Ihr könnt selbst darüber urteilen, zu welcher Kategorie ich gehöre.
Bevor ich meinem ersten Meditationsvortrag besuchte, der von einem österreichischen Schüler Sri Chinmoys gehalten wurde, hatte ich niemals von dem Wort "Meditation" auch nur gehört. Da ich jedoch ein Universitätsstudent mit beschränkten finanziellen Mitteln war, zog mich jede kostenlose kulturelle Veranstaltung in der Stadt mit unwiderstehlicher Kraft an.

Alles verlief gut – der Vortrag und der Meditationskurs – und bald schon konnte ich meinen Freunden von den wirklich hohen und außergewöhnlichen Erfahrungen berichten, die ich während meiner tiefen Meditationen hatte. Natürlich war jedes Wort eine Lüge, aber es diente meiner Absicht, meinen Ruf etwas aufzupolieren, vom "netten Kerl, der sich von den anderen ein wenig unterscheidet". Während des letzten Kursabends begann der Leiter über Gott zu sprechen, ein Thema in dem ich mich, neben vielen anderen, leider als wirklicher Fachmann ansah. Zudem ängstigte mich die Bitte, ein Foto von mir für die Bewerbungsunterlagen abzugeben, um eventuell als Schüler von Sri Chinmoy angenommen werden zu können. Dies war der erste Versuch Sri Chinmoys und meiner Seele.

Was die nächsten zwei Jahre folgte, war das typische ungarische Universitätsleben der 90er Jahre; mit viel Spaß, wilden Partys, Trinken, nicht studieren, und so weiter. Die einzige ungewöhnliche Sache war mein "Casino-Leben". Ich hatte eine Gewinn-Strategie fürs Roulette entwickelt, die langweilig war und sehr viel Disziplin verlangte. Jedoch versorgte sie mich über Jahre hinweg mit mehr als genug Geld. Ich war auf einen kostenlosen Meditationskurs nicht mehr angewiesen.

Einmal sah ich das gleiche Meditationskursposter an derselben Stelle wie zwei Jahre zuvor, und ich erinnerte mich an die schönste Musik, die ich jemals gehört hatte. Diese Musik war während des ersten Vortrages gespielt worden. Glücklicherweise betrachtete ich mich auch als Musikexperte. Deshalb besuchte ich den Meditationskurs, alleinig, um eine Kassette der Musikgruppe Akasha zu erwerben. Das war alles was ich von diesen Gott-erklärenden Leuten wollte.
Mein Plan – nur der Kassette wegen zum Kurs zu gehen – ging nicht auf. Ich fing damit an, wieder denselben Kurs zu belegen, mit den gleichen vorgetäuschten wundervollen inneren Erfahrungen. Kurz danach begann ich damit, das auf mich sehr angenehmn wirkende Meditationszentrum Sri Chinmoys in der Stadt Györ zu besuchen. Ich ging regelmäßig jede Woche hin, jedoch ohne ein Schüler Sri Chinmoys zu werden, weil ich zögerte ein Bild von mir für die Bewerbung abzugeben.

Das nächste bedeutende Ereignis war Sri Chinmoys Konzert in Bratislava, Slowakei, was mich – als selbsternannter Musikexperte – nicht beeindruckte. Als Fachmann für Spiritualität und Gott fühlte ich überhaupt nichts. Ich blieb nicht für die Veranstaltung, die dem Konzert folgte. Um gegenüber meinen Freunden unter den Schülern Sri Chinmoys anzugeben, entschied ich mich dazu, in der Nacht bis zu ungarischen Grenze zu joggen, mit der Absicht den ersten Zug am darauf folgenden Morgen in Richtung meiner Heimatstadt zu nehmen. Auf der Landkarte sah es nah aus. Auf einer Karte mit kleinem Maßstab…

Glücklicherweise, nach ein paar Stunden des Umherirrens, nahm mich jemand auf der Landstraße mit und fuhr mich die verbleibenden über 30 Kilometer. Ich verbrachte die Nacht auf dem Grenzbahnhof. Mein normaler Bewusstseinszustand, sogar zu jener Zeit, war, mich gut und glücklich zu fühlen; jedoch jene Nacht, in jenem Bahnhof, fühlte ich mich schlechter, als ich mich je vorher oder nachher gefühlt habe. Nicht schlafend und doch Alpträume habend, hatte ich das Gefühl, von unsichtbaren Kräften zerrissen zu werden – eine Art schwerwiegender Kampf in mir, wegen mir, für mich. Danach fühlte ich mich vollkommen erschöpft.

Nach dieser Erfahrung entschloss ich mich dazu, mein "spirituelles" Leben völlig aufzugeben. Meine Entschlossenheit jedoch, das Meditationszentrum Sri Chinmoys nicht mehr aufzusuchen, hielt nur etwa einen Monat an. Nach ein paar Wochen wurde meine Lage als Nicht-Schüler im Meditationszentrum innerlich unhaltbar, und so musste ich letztendlich ein Bild von mir abgeben.
Ich sah es als selbstverständlich an, von Sri Chinmoy als Schüler angenommen zu werden – etwas Wohlverdientes – und erfasste nicht wirklich, was das ganze bedeutete. Als dies eintraf, fuhr ich damit fort mein "spirituelles Leben" zu führen, welches sich aus den Bestandteilen zusammensetzte, überhaupt nicht zu Hause zu meditieren, dasselbe bisherige erregende, ungöttliche Leben zu führen, jedoch regelmäßig zum Meditationszentrum zu gehen, bestehend aus Schülern Sri Chinmoys, die mir gegenüber endlose Geduld aufbrachten. Gott möge sie alle segnen.

Aber schon bald kam ein großer Wendepunkt in Form eines Burschen, dessen Nase durch einen Motorradunfall vollkommen eingedrückt worden war. Eines Tages, direkt im Anschluss an die Meditation in unserem Zentrum, ging ich wie gewöhnlich zu einem Rockkonzert, zusammen mit meinen Nicht-Schüler-Freunden. Während des Konzertes, weshalb auch immer, begann ich mit diesem Kerl mit der eingedrückten Nase auf dem Boden im Staub zu ringen. Meine Freunde griffen ihn sich und meine Aufgabe war es, seine Nase noch etwas weiter abzuflachen.
In diesem Moment jedoch, als ich meine Faust erhob, überkamen mich sehr starke Gefühle - das Gefühl, dass Sri Chinmoys anwesend ist, im Meditationszentrum zu sein, zu meditieren, zu singen. Ich wusste nicht mehr, was ich hier tat, mit jemandem zu kämpfen, nur eine Stunde nach der Meditation im Zentrum.
Deshalb ging ich einfach nach Hause und wusste genau, dass ich mich während dieser Hollywood-Filmszene durch Sri Chinmoys Zuneigung und Mitgefühl unwiderruflich für jenes Leben entschieden hatte, für welches ich in diese Welt gekommen war.
Am nächsten Morgen um 6 Uhr begann meine Reise mit einer Meditation.

Devabala Malits, Zürich