Die Präsenz von Sri Chinmoy war sehr erfüllend, von Pranam Horlbeck

Bereits in jungen Jahren hat mein Herz gespürt, dass es mehr geben muss als nur die Erfüllung der Wünsche in der äusseren Welt. Im Alter von 12 Jahren nach der Trennung meiner Eltern hat eine sehr schwierige Phase für mich begonnen. Die Schulleistungen wurden schlecht und eine rebellische Zeit ging los. Mein Interesse verlagerte sich eher in eine freakige Richtung mit dem Konsum von Drogen und mit einem neuen Freundeskreis. Dort jedoch traf ich einen sehr speziellen Menschen, welcher für mich eine grosse Veränderung einläutete. Bei einem intensiven Gespräch hat dieser Freund über die Grösse des Universums und solche Themen gesprochen und ich weiss noch, wie ich danach begonnen habe, mich mit Astronomie und ähnlichen Wissenschaften zu beschäftigen. Auf der Suche nach meinem Platz in diesem ganzen Universum und durch viele Abende mit tiefen Diskussionen mit meinem besten Freund sind wir mehr und mehr in Richtung Philosophie und Spiritualität gekommen. Bücher von Krishnamurti, Teilhard de Chardin und dann auch Ramana Maharshi haben uns beschäftigt. Damals haben wir uns auch geschworen, dass wir so bald wie möglich Millionär werden müssen, damit wir von sozialen Zwängen frei sind und uns in Irland zur Ruhe setzen können, um zu meditieren.

Meiner Tante verdanke ich unsere erste Meditationserfahrung. Sie war die esoterische Tante in der Familie und hat mir eine Kassette mit einer geführten Meditation mitgegeben. Hier bin ich meinem Freund so dankbar: Auf die Frage, ob wir uns die Kasette anhören, sagte er: Ja klar! Vermutlich hätte ich sie nicht angehört, wenn er nein gesagt hätte. Bei dieser Übung habe ich wirklich etwas gespürt und habe von diesem Zeitpunkt an begonnen regelmässig zu meditieren. Das war mit etwa 15 Jahren. Unsere Hobbys waren auch Snooker (eine Form von Billiard) und ich habe schon damals Golf sehr gemocht. Wir haben viele Ferien in Irland verbracht.

Mit 19 Jahren habe ich auf meinem Weg zur Arbeit ein Poster gesehen mit einem Foto von Sri Chinmoy. Darauf lächelt er und auf dem Poster stand noch: "Das Paradies ist kein Ort, sondern ein Bewusstseinszustand!" Ich habe gespürt: Dieser Mensch ist wirklich glücklich – das will ich auch. Zum Vortrag bin ich dann leider noch nicht gegangen und so habe ich noch mal fünf Jahren pausiert, bevor es dann wirklich geklappt hat.

Auf dem Weg Geld zu verdienen bemerkte ich, dass meine Meditation am Morgen nach ca. 5 Minuten im Büro spurlos verschwunden war. Dies hat mich aufgeweckt und ich habe diese Anstellung aufgegeben und mir Zeit genommen, um mich innerlich zu fragen, was ich wirklich will und was mich von innen her erfüllen könnte.

Die Antwort für mich war damals: Reformhaus, Biofood, gesunde Ernährung. Und so habe ich dann den Verband der Bioläden angerufen. Die haben mir eine Liste mit Lieferanten gesandt. Auf dieser Liste war dann auch eine Firma, welche von Schülern von Sri Chinmoy geleitet und betrieben wird. Auf meine Anfrage nach einer Anstellung meinte der nette Herr, dass er zwar keinen Job habe, aber er könnte mir ein Buch über Ernährung geben. So bin ich dann hin und bereits in diesem Gebäude, habe ich diese Energie gespürt. Die Leute waren lieb und so wie ich. Nach einem tiefen Gespräch mit dem Leiter der Firma war ich zutiefst inspiriert jetzt ein echtes spirituelles Leben zu beginnen!

1993 war es dann endlich so weit. Durch etliche Zufälle hat mich mein spiritueller Meister Sri Chinmoy zu sich gerufen und erst mit der Zeit werde ich mir bewusst, wie gross diese Gnade ist. Am Anfang habe ich von nichts gewusst, aber ich habe immer meditiert.

Dann hat eins zum anderen geführt, eine Kollegin hat mich inspiriert, meine alte Gitarre wieder aus dem Keller zu holen und mit zu spielen. Ich habe gesehen, dass Laufen von Vorteil sei und so habe ich mit kleinen Schrittchen begonnen auch etwas zu joggen.

1994 bin ich bereits das erste Mal in New York gewesen und nach dem anfänglichen Schock über diese Stadt war der Aufenthalt dort und die Präsenz von Sri Chinmoy sehr erfüllend und inspirierend. Ich habe mir die "alten" Schüler dort angeschaut und war sehr beeindruckt wie liebevoll, warmherzig und bescheiden sie durchwegs waren.

Die weiteren Jahre sind nicht einfach äusserlich zu beschreiben, da ein Meister wie Sri Chinmoy in erster Linie von innen her arbeitet, und die Entwicklung und Liebe ist so stark, dass es unmöglich ist, dies zu erklären.

Nur noch ein paar Stichworte: ab '95 kam viel Singen dazu, ab 2000 habe ich dann in der Musikgruppe von Kailash mitgesungen, einem sehr guten Sänger. Ab '99 habe ich die ersten Multiday-Ultralangstreckenläufe absolviert, ab '97 erlebte ich den ersten World Harmony Run als Koordinationsleiter.

Im Jahr 2000 habe ich mich dann auch reif gefühlt, meinen spirituellen Namen zu erhalten, was jedoch gänzlich ein Entscheid meines Meisters Sri Chinmoy ist. Ich habe einfach gespürt, dass es ein unsterblicher und ewiger Segen ist, so einen Namen zu erhalten, da er der Name der ewigen Seele ist. Nur ein echter, verwirklichter Meister kann diesen Namen schauen. Wenn ich Schüler gesehen habe, nachdem Sie diese Namen erhalten haben, so war ich so beeindruckt von der Veränderung, dass ich unbedingt auch so einen wollte. Natürlich kann man den Meister nicht einfach so dazu bringen, sondern es ist eine Kunst, danach zu streben und sich zu bemühen, aber ohne etwas zu erwarten.

2003 war es dann soweit. Lustiger Weise haben mich in New York (es war August) ca. 5 Freunde angesprochen, ob ich immer noch meinen alten Namen habe. Ich habe dazu jeweils geantwortet: "Ja, bitte bete für mich, dass sich das ändert." In den ersten Tagen im September während einer Mittwochsmeditation ist es dann passiert. Nach einer gewaltigen Meditation, bei welcher Sri Chinmoy mit einem Elektrowägelchen um uns gefahren ist, war ich echt im Himmel und total erfüllt. Später habe ich gesehen, wie Sri Chinmoy anfängt, etwas aufzuschreiben und ich habe gewusst, dass es ein Name ist. Sogleich habe ich gebetet, nicht für mich, sondern dass ich mich freue, für wen auch immer dieser Name sein würde. Kurz darauf hat Er mich gerufen und mir nach einer Meditation das Couvert übergeben. Hier wiederum finden Worte sehr grosse Grenzen.

Nachdem ich meinen spirituellen Namen erhalten habe, hat auch auf der äusseren Ebene eine etwas engere Beziehung zu Sri Chinmoy begonnen und ich konnte bei einigen Projekte mitmachen, welche ihm wichtig waren. Für Sri Chinmoy und seine Projekte zu arbeiten, hat mir immens viel Freude gegeben, mehr Freude als mir je zuvor eine Arbeit gegeben hat.

Obwohl Sri Chinmoy im Oktober 2007 gestorben ist, ist er in meinem Herzen lebendig geblieben. Ich spüre seine innere Präsenz sogar stärker als früher.

In herzlicher Verbundenheit

Pranam Horlbeck, Zürich