Von der Klosterschwester zur Meditationsschülerin Sri Chinmoys, von Dodula aus Winterthur
Was hat mich bewogen, nach 29 Jahren das Kloster zu verlassen und eine Schülerin von Sri Chinmoy zu werden? Ich war eine glückliche Baldegger-Schwester und hatte Freunde und Erfolg im Beruf. Die Institution, in der ich arbeitete und wohnte, war am See gelegen, mit Blick in die Berge. Ich fühlte mich im Zenit meines Lebens. Noch heute, nach 20 Jahren, denke ich mit Dankbarkeit an diese Zeit zurück. Keine äußeren Umstände hätten mich dazu bewegen können, das Kloster zu verlassen.
Im Jahre 1988 wurde im Kinderheim Mariazell eine Therapie-Stelle für besonders verhaltensauffällige Schüler notwendig. Ich wurde für die Stelle vorgeschlagen und gab meine Zusage mit der Bitte, vorher noch ein Fortbildungs-Semester an der Universität in Zürich besuchen zu dürfen. Ich hoffte, dadurch diesen jungen Menschen besser dienen zu können. Ich suchte Lehrer, deren Theorie mit dem Leben übereinstimmten. Doch bei den meisten Professoren sah ich kein Zusammenspiel. An einem Abend nach den Vorlesungen wollte ich nach Hause gehen. In der Ausgangshalle sah ich eine Anzeige mit dem Titel: "Einführung in die Meditation." Ich dachte, als ich in jungen Jahren hier studierte, gab es dieses Thema nicht, doch in der Bibel steht, prüfet alles und behaltet das Beste. Darum kehrte ich um. Der Vortrag wurde von einem Psychologen mit dem Namen A.K. Beyer gehalten. Bei ihm spürte ich, dass Wort und Tat übereinstimmten. Am Schluss habe ich mich für ein kommendes Meditation-Seminar eingetragen. Nach zirka 5 Wochen erhielt ich die Einladung. Im Kurs lernte ich meditieren. Ich kaufte ein Buch über Glücklichsein und eines über Meditation von Sri Chinmoy. Beim Lesen erkannte ich dieselbe Botschaft, die uns Jesus vor 2000 Jahren anbot. Sri Chinmoys Philosophie half mir auch die Bibel besser zu verstehen und zu lieben.
Im Herbst nahm ich dann die Therapie-Stelle ein und unterrichtete in der 5. und 6. Klasse. Ich hatte immer die Gabe ohne größere Schwierigkeiten eine Klasse zu führen, doch nachdem ich nach der Methode von Sri Chinmoy meditiert hatte, fiel jede Bürde von mir ab. Auch die schwierigsten Schüler schienen etwas zu spüren, das ihnen die Kraft gab, anständig zu sein und besser zu lernen. Für mich war es wie ein Wunder, dass diese schwer belasteten Jungen soviel Fortschritte machten. Ich dachte damals oft, wenn wir
Erwachsene uns auch so rasch ändern könnten, wären wir schon lange Heilige.
Durch das vermehrte Lesen von Sri Chinmoys Büchern eröffnete sich mir eine neue, spirituelle Sicht. Das Meditieren erfüllte mich mit Freude und größerer Gottesliebe. Von seinen Schülern in Zürich hörte ich auch, dass Sri Chinmoy mehrere Male im Vatikan war. In einer Privat-Audienz sagte ihm Papst Paul IV: "Ihre und meine Botschaft sind die Gleichen, wir werden uns einst im Himmel wiedersehen." Er hat auch Papst Johannes Paul II mehrere Male getroffen. Dass ein Mensch mit dem Göttlichen so vereint ist wie Sri Chinmoy, hat mich tief beeindruckt und verhalf mir zu mehreren spirituellen Erfahrungen.
Im Jahre 1989 wünschte sich Sri Chinmoy, in der Schweiz ein Kloster zu besuchen. Dankbar nahm er die Einladung der Priorin von Cham an. Als er dort ankam ging er zuerst in die Kapelle, wo er betete, meditierte und sang. Nachdem er im Vortragssaal die verschiedenen Fragen der Schwestern beantwortet hatte, erhielten wir einen kleinen Imbiss. Er kam dann zum Tisch, wo ich saß und lud mich ein im August nach New York zu kommen. Ich sagte: "Wie ist das möglich?" Er antwortete: "Durch Gottes Gnade." Nachdem er wieder nach New York gereist war, dachte ich nicht mehr an diese Einladung, weil ich keine Möglichkeit sah, nach New York zu fliegen.
Kurz danach wurde ich beschuldigt, in einer Sekte zu sein. Ich wusste, dass dies nicht stimmte. Aus Gehorsam brach ich jeden Kontakt zu Sri Chinmoy und seinen Schülern ab. Ich legte auch seine Bücher weg. Ich wollte auch mich selber prüfen, ob meine Erfahrungen echt sind und unabhängig von äußeren Hilfsmitteln bestehen konnten. Ich versuchte eine ganz normale Schwester zu sein. Doch meine innere Verbindung mit Sri Chinmoy blieb bestehen.
Mein Herzenswunsch war, eine Schülerin von Sri Chinmoy zu sein und eine glückliche Baldegger-Schwester zu bleiben. Ich ging dann in die Osterexerzitien. Dort hörte ich eine innere Stimme: "Bist du bereit, alles zu verlassen?" Diese Frage war so klar und forderte eine direkte Antwort. Da ich meine Mitschwestern und die Kinder so sehr liebte, war ich traurig und weinte. Dann kam mir Abraham in den Sinn, der seinen Sohn opfern sollte. Ich glaubte dann, wenn ich "Ja" sagen würde, wäre Gott auch mit meiner Bereitschaft zufrieden. Mein "Ja" war aber nicht bedingungslos und deshalb hörte ich den Ruf: "Halt ein Abraham - Schwester Elda -, nicht."
Nach den Exerzitien ging ich wieder zurück ins Kinderheim. Eines Abends betete ich aus tiefstem Herzen, Jesus möge mir seinen Willen kundtun. Zu meiner größten Überraschung erhielt ich kurz darauf einen Telefon-Anruf von Gunthita, einer Schülerin von Sri Chinmoy aus Zürich. Sri Chinmoy hätte ihr angerufen und gesagt, sie solle mir folgende Botschaft mitteilen: "Ja, es ist der Wille Gottes, dass du alles verläßt und meine Schülerin wirst." Ich konnte es kaum fassen, dass dann wenn ich in Mariazell in meinem Dachzimmer inständig bete, um den Willen Gottes zu erkennen, die Antwort aus New York kam.
Später durfte ich wiederholt erfahren, dass ein echter Meister, der das Göttliche verwirklicht hat, eins ist mit dem Bewusstsein Gottes und dadurch auch erkennen kann, was der Wille Gottes ist, nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Schüler. Immer noch hatte ich nicht den Mut, den Schritt zu tun. Ich zweifelte wie Thomas zur Zeit Jesu. Die Bande zum Kloster waren sehr stark.
Dann erhielt ich ein drittes Zeichen. Ich hatte einen Traum, der klarer war als das Leben selbst. Ich sah ein Reformhaus, das ich betrat. An der Theke verkaufte Gunthita einen großen Kristall ganz günstig. Vor einer Säule saß eine Dame. Ich schaute sie an und erkannte, dass sie alles weiß, über die Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Ich dachte, sie könnte ich fragen, ob ich im Kloster bleiben soll oder nicht. Sie stand dann auf und ging zum Ausgang. Ich folgte ihr und sagte: "Bitte, darf ich Sie etwas fragen." Sie schaute mich an und antwortete: "Ja." So fragte ich: "Soll ich gehen oder bleiben?" Sie erwiderte: "Für dich ist es besser, wenn du gehst." Ich wollte wissen warum? "Sie verstehen dich nicht und hindern dich daran, nach deiner inneren Bestimmung zu leben," war ihre klare Antwort. Ich wollte wissen: "Wann soll ich gehen?" Die folgende Antwort war wie ein Schwerthieb in mein Herz. "Besser heute als morgen."
Somit erhielt ich durch meine verkörperte Seele selbst die Antworten. Später sagte dann Sri Chinmoy einmal, dass Jesus selbst mich zu ihm gebracht hätte, was ich bestätigen kann. Nachdem ich dann den notwendigen Schritt getan hatte, verflogen meine Zweifel und mein Herz wurde ruhig und zufrieden.
In Liebe und Dankbarkeit
Dodula (Schwester Elda)