Sri Chinmoys reine Liebe, von Doris, Wien

Ich habe Sri Chinmoy vor 20 Jahren das erste Mal im ehemaligen Ostberlin getroffen und folge seitdem seinem spirituellen Weg. Es ist ein wahres, inneres Studium, denn Sri Chinmoys Lehre umfasst ein so weites Spektrum, dass es vielleicht hunderte von Jahren dauern wird, um vollumfänglich zu erfassen, was für ein wertvolles Erbe er unserer Mutter Erde hinterlassen hat. Sri Chinmoy verliess unsere Erde (Gottes Traumboot, wie er es nannte) am 11. Oktober 2007.

Wie viele andere Menschen, bin ich durch ein Plakat, das zu einem Meditationskonzert einlud, mit Sri Chinmoys Weg in Kontakt geraten. Es war ein schöner "Zufall", als ich meine Freundin einlud, mit mir zusammen das Konzert zu besuchen, und sie mir sagte, sie habe bereits Gelegenheit gehabt, "die Leute" kennenzulernen. Ich bemerkte an ihrer Stimme, dass sie tief berührt war. Eine einzige Begegnung mit Schülern Sri Chinmoys bestätigte, was ich später in einem Buch Sri Chinmoys las: "Frieden beginnt mit mir, von dort breitet er sich aus."

Wir waren ca. 15 Leute in dem Konzert, denen es am Herzen lag, das innere Leben kennenzulernen; eine bunte Gruppe aus Christen, Buddhisten, und Atheisten. Nach einem Einführungskurs, der Meditationstechniken und auch die Philosophie Sri Chinmoys vorstellte, begleitet von Dia-Shows, Videos und viel Humor, wurde ich Schülerin des Meisters.

Überrascht war ich, als man uns den Raum im christlichen Kulturzentrum plötzlich nicht mehr zur Verfügung stellten wollte, mit der Begründung, wir seien eine Sekte. War es nicht die Klarheit, die Schönheit, die Einfachheit und Reinheit in Sri Chinmoys Lehre, die ich gerade kennengelernt hatte und die mich tief berührte, so waren es die oberflächlichen oder gar unbegründeten 'Argumente', die mich aufhorchen liessen, die 'Sache' genauer anzuschauen.

Es war unglaublich! Es existierte Antisekten-Literatur in Buchhandlungen, verfasst von Angehörigen der katholischen Kirche, welche die reine Philosophie Sri Chinmoys verdrehten. Auf Sri Chinmoys Weg lernte ich, dass mir das Praktizieren von positiven Affirmationen, viele Vorteile im praktischen Leben verschaffen würde, was ich bestätigt fand. Sri Chinmoy nennt seine Gedichte und Aphorismen "seine lieben Kinder, die zu ihm kommen und die er an seine geliebten spirituellen Kinder zurückgibt." Es sind nicht seine Gedichte; es sind unsere Gedichte; unsere Sehnsüchte, die Gott aus unseren Herzen las und sie durch Sri Chinmoy aufschreiben ließ.

Als ich nun die Antisekten-Literatur studierte, bekam ich die Macht negativer Kräfte zu spüren. Ich konnte mir zunächst nicht erklären, warum ich mich so elend fühlte, aber ich wollte alles wissen und las weiter. Große Zweifel begannen, mich zu quälen und ich war nicht in der Lage, unvoreingenommen, die neu gelernten Meditationsübungen auszuführen und in den Büchern, die mir so viel Freude und inneren Frieden gegeben hatten, zu lesen. Es war ein echter Kampf zwischen positiven und negativen Gedanken. Unglaublich! Las ich bei Sri Chinmoy, dass er uns liebt, hinterfragte ein Teil in mir, "Ist das wahr? Was, wenn nicht... ", ich hatte manchmal Angst - ein Resultat, dass aus der negativen Darstellungsweise dieser Antisekten-Literatur herrührte.

Es war so eine starke, negative Kraft in diesen Antisekten-Büchern, dass ich mich oft fühlte, als sei ich innerlich vergiftet. Und nun stelle man sich die Schizophrenie einmal vor, wenn man dort liest, dass Menschen "von der Sekte gerettet werden müssen".

Das ist lächerlich, aber es tut mir leid für jene Leute, die möglicherweise nicht stark genug waren, und sich vom spirituellen Weg zurückgezogen haben - aus "Sicherheitsgründen". Ich kann sie gut verstehen, denn ich habe diese negative Kraft genug zu spüren bekommen und habe ein paar Jahre unter den Gedanken "aber was, wenn..." oder "aber was, falls..." gelitten. Die negativen Erfahrungen, die ich durch jene Literatur erhielt, sind mittlerweile, wie alte Flecken verblasst. Sri Chinmoys Geduld und seine reine Liebe haben mein Leben seither geprägt, und ich empfinde nur wachsende Dankbarkeit in meinem Herzen.

Ich fühle mich vor allem so wunderbar zu Hause und auf gewisse Weise beschützt auf meinem spirituellen Weg mit Sri Chinmoy, denn er hat meine Suche nach einem sinnerfüllten Leben beendet und mich befähigt, jeden Tag positiv zu beginnen, indem ich früh am Morgen und am Abend bete und meditiere und so lerne, den immer wieder neuen Herausforderungen des Alltags ins Auge zu blicken und im Hier und Jetzt zu sein.

Sri Chinmoy ist ein sehr kreativer Meditationslehrer, der Tausende von Gedichten und Liedern, sowie Essays, Geschichten und Vorträge geschrieben hat. Er fördert den Sport und war immer ein Vorbild, indem er selbst praktizierte, was er lehrte. Dies ist einer der schönsten Aspekte seiner Philosophie, durch eigenes Beispiel zu wirken und andere zu ermutigen, über ihre eigenen Grenzen hinauszuwachsen. Es ist ein Prozess, der nie endet.

Doris