Gott IST, von Anandashru Elliot aus Auckland

Vor langer Zeit, als ich noch die Frau eines jungen Bauerns mit zwei kleinen Kindern war, gab es eine Phase, in der ich mich auf einmal im grässlichen "Schwarzen Loch" einer Depression wiederfand. Bis dahin war ich in meinem Leben nie wirklich spürbar unglücklich gewesen, ging selten zum Arzt, und alles war so, als hätte jemand gesagt: "Werde erwachsen; du hast nun Verpflichtungen." Viele Wochen lang hatte ich jeden Morgen einem 15-Minuten Programm im Radio zugehört, mit dem Titel "Ein Glauben für die heutige Zeit". Tränend vergießend, betete und betete ich, wirklich an die Existenz Gottes und Jesus Christus glauben zu können – aber, bitte, bitte, nicht länger in dieser Gleichgültigkeit leben zu müssen.

Eines Morgens, nachdem die Sendung vorüber war, und ich das Frühstücksgeschirr abwusch, und, für wie gewöhnlich, einige Tränen in den Abfluss vergoss, sah ich plötzlich zum Fenster und über das Tal hinaus und bemerkte wie dieses Tal still in der Mitte zeriss in kaum merklichen Zick-Zack-Linien – und die Welt veränderte sich. Der Anblick war der gleiche, und doch, alles schien nun leicht verändert auszusehen, schwach glänzend. Es schien fast so, als ob sich die Bäume am fernen Horizont die Hände reichten und tanzten; dies war das eine – jedoch meine eigentliche Aufmerksamkeit lenkte sich nach Innen. Ich erblickte irgendwie, oder besser, verstand, wie alles IST. Ich sah, wie alle Dinge miteinander verbunden sind, und dass Liebe der Schlüssel ist, und ich wurde fortgerissen von einer freudvollen sich enthüllenden Zukunftsaussicht, wie daraus eines Tages der Himmel auf Erden erblühen könnte, mit Liebe füreinander, sich über alle Länder rund um den Erdball erstreckend, bis alle Nationen, und die gesamte Menschheit, davon erfasst würden. Die ganze Zeit über hörte ich mich selbst flüstern: "Natürlich, natürlich!", wie in einer ekstatischen Erinnerung von etwas bereits langem Vergessenen.
Besser kann ich es nicht erklären. Damals versuchte ich all dies niederzuschreiben, was ich "gesehen" hatte – aber konnte es nicht. Es war irgendwie unmöglich, dieses Wunder in Worte zu fassen. Einer meiner Lieblingsstellen im Radio waren Jesus´ Worte: "Ihr seid das Licht der Welt." Ich kannte dieses Gleichnis, jedoch erschien es mir immer nur auf seine Schüler bezogen zu sein. Doch jetzt wusste ich, dass ich damit gemeint war, und du - jeder Mensch der Erde.
Ich war vollkommen emporgehoben worden. Ich wusste, dass dieses Licht aus meinen Augen strahlte, mein Gesicht leuchtete und mein Herz war übervoll von Glück und Liebe. (Dies war nicht nur ein Stimmungshoch! Ich habe mich seit jenem Tag, über all die Jahre hinweg, nie mehr niedergeschlagen gefühlt.) Ich empfing weit mehr, als um was ich gebeten hatte. Nun glaubte ich nicht einfach mehr, ich wusste.

Heute empfinde ich, dass als Antwort auf mein aufrichtiges, qualvolles Rufens, Gottes Mitgefühl machtvoll herab strömte und für kurze Zeit den Schleier der Maya, der Illusion empor hob. Lange genug, mir das zu beantworten, nach dem ich so verzweifelt gesucht hatte. Danach senkte sich der Schleier wieder – unausweichlich. Auch das hohe Bewusstsein zog sich, da es nicht durch viele Gebete und Meditationen gehalten wurde, wieder zurück, und mir blieb alleinig die Essenz der Erfahrung. Ich besuchte die Gottesdienste verschiedenster Glaubensrichtungen, konnte jedoch nirgendwo eine bleibende Inspiration finden, und, Stufe um Stufe, kam ich wieder auf die Ebene „normal“ zurück. Jedoch das Wissen war immer noch da, tief innen – Gott IST.

Die Suche jedoch verebbte nie. Ich las jedes Buch über Spiritualität und jedes, wenn auch nur leicht verwandte, Werk zu diesem Thema, welches die Hamilton Stadtbibliothek in ihren Regalen stehen hatte.
Das beste begann mit: "Gott ist Liebe. Gott liebt nur. Gott kann nur lieben…" und schloss mit "Sag heute ja zu Gott – ja, ja, ja, ja, ja , ja, ja , ja, ja, ja , ja"!
Es gab ein Buch über Meditation, welches sich recht interessant anhörte, aber ich machte nur ein einziges Mal die darin beschriebenen Übungen. Eines Tages stand eine Anzeige in der Waikato Times: "Vier Meditationskurse für nur 25 Dollar." Ich ging hin.. Meine einzige Erinnerung ist, dass wir gemeinsam in einem abgedunkelten Raum auf dem Boden saßen, mit einer angezündeten Kerze in der Mitte. Ich fand es öde, im Dunkeln zu sitzen, schattige Silhouetten überall um mich herum, und machte keinerlei Fortschritte.

Das darauffolgende Jahr erschien ein kleiner Absatz in der lokalen Wochenzeitung, dass eine Frau mit Namen Subarata aus Auckland nach Hamilton kommen würde, um dort kostenlose Meditationskurse anzubieten. Ein bisschen argwöhnisch nach der letzten seltsamen Erfahrung, wollte ich es dennoch noch einmal auszuprobieren, dachte jedoch, es wäre recht schön, eine Freundin dabei zu haben. Ich fragte meine Tochter auf gut Glück, ob sie mit mir kommen würde – und sie sagte tatsächlich zu.
Während der einführenden Meditation, konzentrierte ich mich sehr auf meinen Atem und den "kleinen imaginären Faden vor meiner Nase", und fand mich alsbald in einer Weite wieder, ähnlich einer kleinen Lücke zwischen den Wolken, durch die etwas Wichtiges im Moment gerade verborgen zu sein schien, jedoch jeden Moment enthüllt werden konnte. Verzaubert blickte ich sehnsuchtsvoll in diese Weite. Die Zeit verging. Dann, aus der Entfernung, hörte ich eine Stimme sagen: "Nun, kommen sie mit ihrer Aufmerksamkeit langsam in diesen Raum zurück …" Oh, nein, Nein, NEIN! Aber das war es. Was hätte ich auch tun können?
Ich sah diese Weite nie wieder – den Übergang zum ewig-lockenden Jenseits? Aber ich hatte nun Kurs darauf gesetzt, hin zu meinem Ziel – und meinem spirituellen Lehrer Sri Chinmoy. Obgleich ich es damals nicht wusste, war mir mehr geschenkt worden, als ich hätte jemals in Träumen erbitten können.

Anandashru Elliot,
Auckland