Mit der Entdeckung der Meditation begann das größte Abenteuer meines Lebens, von Jaitra, Auckland, Neuseeland

Ein Buch, das mein Herz ganz besonders eroberte, war eine kleine Bilderbibel, die ich als Geschenk zu meinem siebenten Geburtstag erhielt. Vereinfacht auf das ganz Essentielle gezeichnet, ähnlich wie zeitgenössische Comics, fand man darin verschiedene Arten von Abenteuern und sie waren es, die einen tiefen Akkord in mir zum Klingen brachten, in einer Weise wie es meinen gelegentlichen, sehr stark erzwungenen, verpflichtenden Kirchenbesuchen nicht gelang. Kirche für mich, einem Anhänger der anglikanischen Variante, bestand aus einem „Es ist so langweilig, muss ich gehen?“-Mutter-überredenden-Vorritual, während der Messe die Minuten zählen, die schleichend auf meiner neuen digitalen Armbanduhr voranschritten, um mich danach zu wundern, wie eineinhalb Stunden „soooo lange dauern können?“.

Ganz untypischerweise zu dem tristen Kirchenunterfangen fand ich in dieser Bilderbibel jedoch Abenteuer über Tapferkeit und Glaube, denen, so hoffte ich, ich eines Tages nacheifern könnte. Ich staunte über die Geschichte von Paulus, einem Jünger Jesus, der heldenhaft sein Leben für seinen Glauben opferte - ehrfürchtig vor solchem Mut und Tapferkeit. Ähnlich der Geschichten über Christen und Löwen, über Abraham – der seinen Sohn zum Opfer darbrachte, und über Priester, die in eine offene Feuerstelle hineingerieten, aber unverletzt blieben.

Ich hatte tatsächlich keine Vorstellung davon, wie man so tapfer und stark in seinem Glauben und überhaupt sein konnte. Als Kind ängstlich vor Arztbesuchen war solch Mut für mich unbegreiflich. Bislang träumte ich noch, dass es eines Tages nicht mehr so sein würde. Stellt euch nur diese Abenteuer vor!

Kinder finden immer einen Weg, um die Vorhaben der Erwachsenen zu untergraben, um ihr eigenes Freudenbedürfnis zu befriedigen und Abenteuer konnte ein Kirchgang genauso sein: entgegen des Willens mitgeschleppt von wöchentlich sich an Gott hingebenden Müttern, eine Gruppe von abenteuerbesessenen Delinquenten in bester Sonntagskleidung inszeniert epische Schmutz-Klumpen-Kriege hinter Halle und Kirchturm, genau dort, wo sich Erwachsene im Namen des Geistes versammelten.

Manchmal unterlag meine Mutter ihrem eigenen Seelenfrieden eher als dem Gottesfrieden, indem sie ihren Sohn zu Hause vor dem Fernseher die Big League Soccer, ein Programm-Highlight von sehr entfernten englischen Fußballligen, anschauen ließ. Das Abenteuer ging auch nach Ende des Programms weiter, mit draußen Ball-an-die-Wand-kicken, immer und immer, immer wieder, den Verstand verloren in Eindrücken und Klängen von gerade gesehenen Spielen und Helden, Rufe von drinnen zum Abendessen offensichtlich ignorierend.

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Während Abenteuer bis zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben durchwegs sehr ähnlich zu jenen von anderen Jungs waren – Abenteuer von Tatkraft und Fantasie mit ganzem Atem und voller Kraft nach meinen Geboten verfolgt, hin und wieder ein paar Hinweise, die auf eine andere Melodie hindeuteten, eine entfernte, aber irgendwie bekannte Melodie aber ohne Zusammenhang von anderen Welten, manchmal undeutlich gehört in einer Pause oder Reflexion, aber niemals von Dauer, eine versteckte Bedeutung und Richtung des Lebens, die ich noch zu erreichen hatte.

Im Alter von zwölf Jahren aber trat ein solcher Moment ein, ein Traum aus dem Nichts mit einem spirituellen Vorzeichen, ein Vorzeichen, das ich weder einordnen noch begreifen konnte, noch fühle ich, es war verdient. Ich hatte gerade ein Monat in England in einer christlichen Gemeinde verbracht, Hauptquartier einer internationalen Missionsorganisation, für die meine Mutter im vergangenen Jahr gearbeitet hatte, während ich mit meinem Vater in Kanada lebte.
Diese Zeit war eine der glücklichsten Zeiten meines Lebens – gerade von Neuseeland heimgekehrt mit der festen, herzlichen Überzeugung, etwas in der Welt zu bewegen, auch wenn ich noch keine Ahnung hatte, was das wäre. Neben noch entfernten Träumen von einem abenteuerlichen Erwachsenenalter als vielleicht Anwalt, Sportler, Künstler oder Musiker, waren eine spirituelle Sehnsucht und ein Verlangen geboren.

Der Traum war von einem wunderschönen Mädchen, im Teenageralter oder später, mit dem ich zu einem Haus reiste, wo es eine Versammlung von Menschen gab, ein Treffen vielleicht. Scheinbar unsichtbar, wie es nur im Traum möglich ist, zeigte das Mädchen auf einen kleinen Fleck von weißem Licht in oder über jedem, immer wieder sagend: „Das ist die Seele.“

Das Mädchen? Obwohl ich niemals katholisch war, mit einem überwältigenden Gefühl von Liebe, das ich nicht ausdrücken kann, wusste ich, dass es die Mutter Maria war.

Ich erzählte meiner Mutter von dem Traum, doch es kam nur zu einer zweifelnden Reaktion, die zusammen mit meiner Verwirrung und meinem eigenen Wirrwarr diesen schnell als Mysterium einordnen und schnell vergessen ließ. Rückbesinnend war es der Vorbote für ein großes Abenteuer, noch ein paar Jahre entfernt, die Entdeckung der Meditation in meinem späten Teenageralter.

Die Abenteuer änderten ihre Bedeutung mit dem Beginn des jungen Erwachsenenalters, viel beklagt auch als der Tod der Kindheit. Ich ärgerte mich zutiefst über diesen Übergang, verstand seine Notwendigkeit nicht oder wie ich mich jetzt in diese chaotische Teenager-Welt einfügen konnte, die jetzt ist. Die Begrifflichkeiten, mit denen ich lange lernte der Welt entgegenzutreten, oft-kultiviert, manchmal praktizierte Aufrichtigkeit, Güte und Wahrhaftigkeit, tief verwurzelt durch Mutter und Bibelgeschichte und intuitiv mit dem Herzen gefühlt, waren jetzt bedeutungslos, und ich war verloren, die neuen Begriffe zu verstehen – die besten wie Raffinesse und Vertrauen, die schlechtesten wie Arroganz und Hochmut – über welche nun Abenteuer definiert wurde.

Abenteuer wurde immer noch in Spielen gesucht, in samstäglichen Sportwettbewerben, leidenschaftlich erwartet jede Woche, aber die Freude war nicht mehr einfach auf dem Fußballfeld oder Cricket-Platz – denn selbst hier wurde man von Gleichaltrigen eher nach Schuhen oder Jacke, Haarschnitt oder abseits des Spielfelds gezeigten Heldentaten beurteilt, als nach Gott-gegebenem Talent oder dem Erfolg am Spielfeld.

Scheinbar aus meiner Tiefe in diesem bevorstehenden Erwachsenen-Abenteuer entrissen sehnte ich mich nach der Nostalgie glücklicher Tage, die nur ein paar Jahre zurücklagen, erfolglos versuchend deren Rückkehr irgendwie voranzutreiben.

Es war Meditation, die das Abenteuer zurück in mein Leben brachte und damit auch den lang ersehnten inneren Frieden, Sicherheit und Sinn. Wie auf den Seiten in einem Buch erwähnt – Meditation als der sichere und gewisse Weg zur Vereinigung mit Gott, des Lebens so genannte endgültige Bedeutung – ich verfolgte sie sofort mit Enthusiasmus und Entschlossenheit. Hier war es wieder – das Abenteuer, Abenteuer im Sinne von unendlich und unsterblich, und es durchtränkte alles, was ich tat mit neu gefundener Absicht und Inspiration.

Fast sofort nach Beginn der Meditationspraxis kehrte der lang ersehnte helle Punkt weißen Lichtes zurück, ein brillanter Nadelstich im Zentrum der Vision während des Meditierens, begleitet auch von plötzlichen Gedanken der Inspiration.

Jedes Buch über Spiritualität, das ich finden konnte, eifrig lesend, folgerte ich, dass es ein Blick auf die Seele war, ein klitzekleiner Lichtfleck in jedem von uns, eine Form der Gnade, die den wahren Weg meines Lebens angibt. Hier in der Meditation letztlich liegt des Lebens lange Suche nach dem ultimativen Abenteuer – das Abenteuer der Selbstentdeckung.

Meine beste Meditationserfahrung datiert zurück zu den ganz frühen Tagen, ein Blick auf die sonnenbeschienene Straße vor mir, der ich nun jeden Tag folgte. Ohne Zweifel die stärkste spirituelle Erfahrung in meinem Leben, das war der Blick auf meine eigene Seele – obgleich nur für den Bruchteil einer Sekunde.

Stärker als je zuvor oder seitdem ich zu meditieren begann, fühlte ich mich aufwärts steigen wie von einer unendlichen Welle getragen, sichtbar durch die Schichten des Verstandes aufstrebend, Schichten, die zu Bewusstseinsstufen und dann Welten wurden.

Je höher ich stieg, desto ruhiger und friedlicher wurde ich, in der Tat zutiefst unbeschreiblich und alle Gefühle des physischen Lebens, des Körpers und der Gesellschaft verschwanden – das Gefühl selbst nach oben und innen gezogen zu werden als Bewusstsein stieg.

Die Erfahrung dauerte ungefähr die Länge des Songs, den ich hörte, ein neun Minuten langes Meisterstück der frühen 90er mit einem sich wiederholenden Refrain: „Ich kann das blaue Licht sehen…“. Der Höhepunkt meiner Erfahrung war genau Folgendes: Das Eintreten in das genaue Zentrum meines Seins – der exakt derselbe Fleck, der sich in dem Traum Jahre zuvor offenbart hat.

Der Schleier hob sich für einen Moment, ich begegnete einem Licht, unbeschreiblich schön und ich war mir sicher, dass du nichts im Himmel und auf Erden mehr wollen und brauchen würdest als das. Es war die Seele, meine eigene Seele.

Mit der Entdeckung der Meditation begann das größte Abenteuer meines Lebens, ein Abenteuer das bis heute andauert. In einer Zeit, in der es den Anschein machte, dass das Leben keine Abenteuer mehr beherbergte, es nichts mehr gab, worauf man sich freuen konnte, das es zu entdecken und zu erforschen galt, trat Meditation in mein Leben und mit ihr eine neue, unendlich verführerische Welt tiefen Friedens, Kraft und Freude – auch Abenteuer!

Meditation ist der Schlüssel zur Selbsterkenntnis und damit Selbstbeherrschung, ein sicherer Weg zu einem Selbst, letztlich unendlich an Potential, an Schönheit und Kraft – das Selbst-Universelle.

Raketen sind in den Weltraum vorgedrungen, Flugzeuge in die entferntesten Ecken unserer Erde, eine blasse Nachahmung verglichen mit dem Abenteuer des in Stille Reisens im unendlichen Raum und Zeit, mit ruhigem Atem, den Geist auf einen einzigen Punkt fokussiert.

Ich praktiziere heute Meditation als ein Mitglied des Sri Chinmoy Centers, Sri Chinmoy ein Lehrer und Wegweiser zu inneren Welten eines mysteriösen Abenteuers. Ich folge dem kleinen Lichtstreifen immer noch.