Eine Flut, gleich einem Meer der Liebe, umarmte jeden der Anwesenden, von Lilly Alvarez, M.Ed.

Wie ich mich an Sri Chinmoy erinnere. Ungefähr 20 Jahre lang war ich bei den Schülern Sri Chinmoys wie bei einer Familie aufgehoben. Ich selber bin dankbar, dass ich Sri Chinmoys Führung erfahren durfte, denn seine Lehren verhalfen mir zu innerem Wachstum und einem ständig sich vertiefenden Verständnis des Lebens.
Die Lehren Sri Chinmoys sind zwar etwas Besonderes, aber nicht exotisch oder ungewöhnlich. Tatsächlich ähneln sie den Lehren anderer spiritueller Traditionen. Sie laden uns dazu ein, ein Leben der Meditation mit einem Leben dynamischen Handelns zu verbinden, wobei alles in einem Geist der liebevollen Zusammengehörigkeit geschehen soll.
Durch Meditation blicken wir nach innen, hören wir auf unseren inneren Führer, und erfahren, dass unser menschliches Wesen Teil eines viel höheren Daseins ist.
Der Schlüssel zu diesem höheren Dasein heißt Liebe. Sie drückt sich in Hingabe und Selbstüberantwortung aus. Das Leben ist ein göttliches Geschenk, eine Gelegenheit unsere Liebe zu zeigen.
Die Sri Chinmoy Centres sind in gewisser Hinsicht ein geschützter Ort, wo wir uns spirituell entwickeln können. Durch zahlreiche Aktivitäten (Meditationen, Musizieren, Sport) erhalten wir dort reichlich Gelegenheit, unser Bestes zu geben und unser Potenzial zu entfalten. Wir lernen, nicht mit anderen wettzueifern, sondern mit uns selbst wettzueifern und dabei unsere Schwächen zu überwinden und Begabungen zu stärken.
Sri Chinmoys Weg ist nicht einfach. Aber welcher spirituelle Weg ist das schon, wenn man ihn ernsthaft verfolgt?
Für mich persönlich war Sri Chinmoys Weg etwas Besonderes wegen seiner eigenen Person. Er hatte die seltene Fähigkeit, seine inneren Erfahrungen mit anderen zu teilen. So saß er oft inmitten einer Schar von Leuten und begann zu meditieren. Bald darauf schien es, dass sich die ganze äußere Unruhe legte und eine Flut unglaublich starker und dennoch süßer Energie, gleich einem Meer der Liebe, jeden der Anwesenden umarmte. Er öffnete die Tür zu einer Welt, die wir leider nicht oft wahrnehmen.
Seinen Schülern bot er die Gelegenheit, diese Erfahrungen in ihren Alltag einzubauen. Dadurch, dass wir regelmäßig meditierten, seine Musik anhörten, seine Gedichte lasen, seine Lieder sangen und an seinen Projekten arbeiteten (Friedenskonzerte, Läufe, ...), konnten wir die Energie, die darin enthalten war, zum Vorschein bringen und auf diese Weise unsere Spiritualität stärken. Seine Lieder gleichen Gebeten oder Anfeuerungsrufen: „Ich werde niemals aufgeben; Gott liebt mich; strebendes Herz; Meer der Dankbarkeit; ...“ Diese Worte waren keine hohle Phrasen, sondern Anweisungen zu einer korrekten Lebensführung. Sri Chinmoy hat für mich das Göttliche zu etwas Realem und Anfassbarem gemacht. Zwar wurde mein Leben durch ihn nicht leichter – wenn man unter einem leichten Leben wenig Arbeit versteht –, aber er zeigte mir, dass wir das Potenzial haben, unsere Schwächen zu besiegen, und zwar deshalb, weil wir göttlich geführt werden. Unsere Bemühungen sind nicht umsonst; wir erfüllen einen göttlichen Zweck.
Durch seine Lehren zeigte mir Sri Chinmoy den Weg. Durch das Sri Chinmoy Centre stellte er mir einen Ort zur Verfügung, wo ich mich mit diesem Weg vertraut machen konnte. Er half mir, auf diesem Weg voranzukommen und ermutigte mich immer und immer wieder, nicht aufzugeben. Dafür verbeuge ich mich in Dankbarkeit.

Lilly Alvarez, M.Ed. (Master of Education),
Niederösterreich, ehemalige Schülerin Sri Chinmoys

P.S.: Ich bin mir darüber im Klaren, dass Sri Chinmoy und seine Bewegung stark kritisiert wurden. Ich weiß auch aus eigener Erfahrung, dass es bei den gemeinsamen Aktivitäten mit anderen Schülern zu Konflikten kommen kann. Wenn wir unser Bestes geben, erwarten wir dasselbe auch von anderen und können sehr streng mit ihnen werden. Ich glaube nicht, dass Sri Chinmoy direkt für das mitunter lieblose Verhalten seiner Schüler untereinander verantwortlich ist.
Ich glaube auch nicht, dass die Gehorsamkeit gegenüber dem Meister eine Art unkritischer, blinder Gehorsam ist, das unserem eigenen besseren Urteilsvermögen entgegensteht. Es handelt sich eher um die Befolgung des göttlichen Prinzips, das er verkörpert, wenn er uns an seinem höchsten Bewusstsein teilhaben lässt.
Ich würde mir wünschen, dass die Sri Chinmoy Centres ihre Arbeit fortführen und sich vernetzen, um den Menschen vermehrt Veranstaltungen zu bieten, bei denen sie sich wie eine weltweite, geeinte spirituelle Familie fühlen – so wie es Sri Chinmoy vor Augen hatte.
Mir sind auch die ernsten Anschuldigungen gegen Sri Chinmoy bekannt, die teilweise von Schülern vorgebracht wurden, die sich viele Jahre lang in seiner Nähe aufgehalten hatten. Selber jedoch habe ich nie auch nur einen Anflug von sittenwidrigem Verhalten seitens Sri Chinmoy erlebt.
Weisheit und Wahrheit sollen triumphieren. Mögen unsere Werte rein bleiben, so dass wir auf dem Pfad des liebenden Einsseins voranschreiten können, um uns unserem Ziel zu nähern.

“Eine neue Welt des Friedens,
eine neue Welt des Lichts,
eine neue Welt der Erhabenheit
– nur das kann mir
Erfüllungs-Wonne geben.“

(Lied von Sri Chinmoy)